Spieltag 28.02./01.03.2015

TV Bad Ems vergeigt klare Halbzeitführung

Rheinlandliga 20:21-Pleite der in Durchgang zwei schwachen Kurstädter beim Schlusslicht TV Moselweiß

Von unserem Mitarbeiter Tom Neumann

Koblenz. So richtig glauben konnten sie das eigentlich beide nicht: Die einen, dass sie dieses Spiel tatsächlich noch verloren hatten. Und die anderen, dass sie am Ende als Sieger auf dem Feld standen. Der TV Moselweiß lag in der zweiten Hälfte phasenweise mit sechs Toren zurück, gewann das Heimspiel gegen den TV Bad Ems am Ende aber noch mit 21:20 (7:12) – in einem Spiel, auf dem Handball-Rheinlandliga drauf stand, aber nicht drin steckte. „Spielerisch war das kein Rheinlandliga-Niveau“, sagte denn auch Siegertrainer Andreas Thull, der fast zum „tragischen Helden“ geworden wäre.

30 Sekunden sind noch zu spielen. Moselweiß führt mit 21:20. Die Partie ist hektisch. Die Gastgeber sind gerade in Ballbesitz gekommen, formieren sich am gegnerischen Torraum. Thull will das Spiel beruhigen, nimmt just in dem Moment eine Auszeit, als vorne einer seiner Jungs den Ball ins Tor wirft. Das 22:20 wäre der sichere Sieg gewesen, doch der Treffer zählt nicht. Thull schlägt die Hände vor dem Kopf zusammen, und das nicht nur einmal. Zumal Moselweiß nach der Auszeit tatsächlich noch einmal den Ball verliert, Bad Ems noch einmal die Chance auf den Ausgleich bekommt. Doch die bleibt ungenutzt. „Auch wenn es unglücklich war: Die Auszeit 30 Sekunden vor dem Ende zu nehmen war eigentlich genau die richtige Entscheidung“, sagt Thull später. Und strahlt. Denn in diesem kuriosen Spiel hätte alles auch anders kommen können.

Halbzeit eins: Die Partie läuft klar in Richtung Bad Ems. Mit sechs Punkten auf dem Konto war der Drittletzte von der Lahn zum Tabellenletzten (ein Punkt) nach Moselweiß gefahren. Als die Gäste nach 13 Minuten auf 7:2 erhöhen, nimmt Moselweiß eine erste Auszeit. „Wir haben superstark begonnen“, bringt es TVBE-Trainer Andreas Klute später zu Protokoll. „Wir haben es lediglich versäumt, uns noch deutlicher abzusetzen.“ Bad Ems muss in dieser Phase nicht viel tun, um alles richtig zu machen. Einige wenige Chancen im Angriff lassen sie liegen, ansonsten haben sie das Spiel klar im Griff. Und Moselweiß? Die werfen teilweise selbst einfachste Aufbaupässe unbedrängt ins Seitenaus. Dass es zur Halbzeit „nur“ 7:12 aus Sicht der Gastgeber steht wäre schon fast Grund genug für ein Gläschen Sekt.

Halbzeit zwei: Christopher Link trifft zum 8:12. „Jetzt sind wir da! 30 Minuten Powerplay!“ schallt es angriffslustig von der Moselweißer Bank. Als es nur wenige Minuten später 9:15 steht ist wieder Ruhe. Und von Powerplay nichts zu spüren. Doch die Gastgeber haben Glück: Jürgen Kreuter hätte nach einem Schlag gegen Johannes Berges durchaus den roten Karton sehen können, kassierte aber nur vier Strafminuten (zwei wegen des Foulspiels, zwei wegen Meckerns). Die Unterzahl überstehen die Gastgeber gut. Und beweisen zudem mit einer mutigen Einwechslung einen guten Riecher. Denn es brauchte in dieser Phase einen Haudegen aus der zweiten Mannschaft, um den TVM auf Kurs zu bringen. Frank Wahlen, der nach Spielende ein Sonderlob des Trainers bekam, brachte in den letzten 20 Minuten Emotionen und Körper auf die Platte – und machte auch noch zwei Buden. Das weckte auch den Rest des Teams auf.

Bad Ems führt knappe zehn Minuten vor dem Ende zwar noch mit 19:16, kassiert beim Stand von 19:17 aber zunächst eine doppelte Unterzahlsituation und anschließend vier Tore in Folge. Die Vorentscheidung. „In der zweiten Halbzeit muss ich meiner Mannschaft den Vorwurf machen, dass sie nicht mehr 100 Prozent gegeben hat. Da haben wir gedacht, wir kommen so durch. Mit nur einem Schiedsrichter hat das aber nicht funktioniert“, sagte Andreas Klute. Weil sich Torsten Dötsch verletzt hatte pfiff Dirk Schui die zweite Halbzeit alleine. Keine dankbare Aufgabe bei zwei Teams, die sich nun auf allen Kanälen beackerten. „Da habe ich eine klare Linie des Unparteiischen vermisst. In der entscheidenden Phase gab es keine Zwei-Minuten-Strafe mehr gegen Moselweiß, keinen Siebenmeter mehr für uns. Da wurden klare Foulspiele nicht gepfiffen. Und auf der Gegenseite schickt er meine Jungs reihenweise runter.“

Moselweiß war es am Ende egal, schließlich hat man nun endlich den ersten Saisonsieg auf dem Konto. „Das war ein schlechtes Spiel von beiden Mannschaften“, sagte Thull. „Kompliment an Bad Ems: Die wollten in der ersten Halbzeit vom Willen her einfach mehr. Das darf uns vor heimischer Kulisse nicht passieren. Erst in der zweiten Hälfte und nach einigen Umstellungen kam auch bei der Mannschaft der Glaube: Wenn wir hier ein bisschen kämpfen, dann reicht es. Nach 40 Minuten und mit sechs Toren hinten hat so ein bisschen der Glaube gefehlt. Zum Glück haben wir das Spiel noch einmal gebogen.“

TV Moselweiß - TV Bad Ems 21:20 (7:12)

Moselweiß: Kunz, Adams – Häring (2), Kreuter, Still, Rippinger (2), Link (2), Adams, Sattler, Mohrs (10/6), Schendera, Mader (3), A. Wahlen, F. Wahlen (2).

Bad Ems: M. Berges, Schmidt – Johannes Berges (1), Junker (3), Schaust (7), S. Berges (1), Offermann, Schreiber, Enke (3), Boinski, Balmert, Braun (3), Heinz (2/2).

Schiedsrichter: Torsten Dötsch/ Dirk Schui (Mülheim, ab Halbzeit zwei nur noch Schui).
Zuschauer: 280. - Siebenmeter: 5/6 : 2/3.
Spielfilm: 0:1, 2:7, 4:10, 7:12 – 8:12, 9:15, 16:19, 19:19, 21:20.

Nächste Aufgabe für die Bad Emser: am Samstag, 19.30 Uhr, gegen TuS Weibern.
Rh.-Lahn-Ztg. Bad Ems vom Montag, 2. März 2015

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